Erkrankungen des Fortpflanzungssystems

Wodurch entstehen Legedarmentzündung, Schichteibildung und Co.?

Eileiter- und Legedarmentzüdungen mit und ohne Schichteibildung sind allgemein hin als 'Berufskrankheit der Legehennen' bekannt. Doch es gibt viele Formen und zumindest genau so viele Ursachen.

 

Egg Drop Syndrom

(Synonym: Ansteckende Eileiterentzündung)

Ansteckende Eileiterentzündung

Die ansteckende Eileiterentzündung, auch Egg Drop Syndrom (EDS) genannt, gibt es seit rund 40 Jahren bei Hühnern in Deutschland. Hühner, die weiße Eier legen, sog. Weißleger, erkranken zumeist nicht daran. Warum das so ist, konnte bislang nicht erforscht werden.

Das Atadenovirus aus der Familie der Adenoviridae, dass die Erkrankung auslöst, verursacht eine vorübergehende Entzündung des Legeapparates mit Störung der Legeleistung und Eischalenbildung, wobei sich insbesondere die Eischale stark verändert. Die Henne legt hellschalige, depigmentierte, z.T. deformierte, brüchige bis schalenlose Eier (Windeier) oder Eier mit einer sandblattähnlichen Oberfläche.

Weitere Krankheitssymptome treten nicht auf.

Die Erkrankung dauert im Normalfall 2-3 Wochen, in Einzelfällen bis zu 6 Wochen.

Die Übertragung des Virus erfolgt sowohl horizontal direkt von Tier zu Tier, und über die orale Aufnahme von kontaminiertem Kot, und indirekt über belebte und unbelebte Vektoren (Menschen, Gerätschaften, Futter, Wasser, Einstreu) also auch vertikal über das Brutei von der Henne auf das Küken.

Mit Eintritt der Legereife bricht die (latente) Erkrankung aufgrund der hormonellen Umstellung aus..

Gegen diese Infektion gibt es einen wirksamen Schutz in Form einer einmaligen Nadelimpfung vor Beginn der Legereife. Es gibt einen Einzelimpfstoff gegen EDS (EDS 76) und verschiedene Kombiimpfstoffe, die zusätzlich Impfstoffe gegen ND (Newcastle), IB oder ART (Aviäre Rhinotracheitis, Swollen Head Syndrom) enthalten.

 

Im Gegensatz zu einer IB-Infektion (Infektiöse Bronchitis), breitet sich die Infektion langsam in der gesamten Herde aus. Eine EDS Infektion lässt sich von einer IB Infektion leicht differenzieren durch das bei einer IB-Infektion auftretende wässrige Eiklar, das bei einer EDS Infektion nicht vorkommt.

 

Abzugrenzen vom EDS ist auch die Schichteibildung mit Bauchfellentzündung (Peritonitis), der sog.Schichteiperitonitis mit Bauchwassersucht (Hydrops ascites).

 

Die Schichteiperitonitis ist eine chronisch verlaufende Erkrankung, sie entsteht in den meisten Fällen infolge einer aufsteigenden Legedarmentzündung. Bei älteren Hennen kann es auch zum Ovulieren von Dotterkugeln in die Bauchhöhle anstelle des Legeapparates kommen, was dann ebenfalls eine Bauchfellentzündung nach sich zieht.

Um den primären Entzündungsherd bilden sich schichtartig Fibrinauflagerungen als Abgrenzung  (Dermarkation) vom kranken zum gesunden Gewebe. Diese Entzündungen können sich sowohl innerhalb des Legedarms als auch in der freien Bauchhöhle entwickeln. Dabei kann es auch zum Verkleben von Darmschlingen kommen. In der Folge bildet sich oft eine Ascites aus, bei der sich größere Mengen an Exsudat in der Bauchhöhle sammeln, und dem Tier die Atmung erschweren.

Klinisches Leitsymptom ist ein harter, angeschwollener Bauch, Pinguinhaltung und Abmagerung.

Für eine Behandlung mit Antibiotika und einen chirurgischen Eingriff zur Behandlung der primären Ursachen ist es oftzu spät, da die Erkrankung meist schon zu weit fortgeschritten ist, wenn sie erkannt wird.

Das Abpunktieren der freien Flüssigkeit mit weitlumiger Kanüle ist möglich und sinnvoll, und erleichtert dem Tier die Atmung. 

Bei frühzeitigem chirurgischen Intervenieren, ist es möglich, die Entzündungsherde auszuräumen, Verklebungen zu lösen und den Legedarm zu entfernen.

 

Die Prognose ist als äußerst ungünstig anzusehen, trotz Therapie kommt es nach langem Krankheitsverlauf oft zum Tod. Betroffen sind vorwiegend Einzeltiere.

 

Abzugrenzen von der Bauchwassersucht sind größere und kleinere, mit wässriger Flüssigkeit gefüllte Cysten, die sich auch im Bauch der Hennen entwickeln können, und die oft aus dem rudimentären, embryonal angelegten aber nicht entwickelten rechten Genitalsystem (Müllerscher Gang) entstehen.

 

Eine weitere Erkrankung des Legesystems ist die Salpingitis, die Eileiterentzündung der Henne.

Bei dieser auch als Schmutzinfektion bezeichneten Erkrankung kommt es zu einer Infektion, indem die Henne beim Legen die Kloake nach außen ausstülpt, und dabei potentielle Keime wie E. Coli, Salmonellen, Pasteurellen oder Parasiten wie Prosthogonimus mit in den (bei älteren Hennen erschlafften) Legedarm aufnimmt, die dann bis zum Eileiter aufsteigen, und eine chronische Entzündung auslösen. Auch eine durchgemachte IB Infektion kann zu einer chronischen Salpingitis führen.

Oftmals beginnt eine Eileiterentzündung auch mit einem zerbrochenen Ei im Legedarm. Die Eischalenfragmente können den Legedarm verlegen oder auch verletzen, und der Inhalt vom Ei bietet ein ideales Klima für für von außen einwandernde Keime dar.

Die entzündlich veränderte Schleimhaut des Eileiters scheidet ein Exsudat das, um das sich Fibrinauflagerungen schichten, so bilden sich große, feste, cremeweiße Klumpen, die auch ausgeschieden werden können. Beim Durchschneiden dieser Klumpen lässt sich eine Schichtung erkennen.

Eine Salpingitis ist oft der Auslöser für eine Schichteiperitonitis.

Betroffen sind zumeist Einzeltiere, die folgende Symptome zeigen: Abmagerung, Apathie, Atemnot, Zyanose, Bewegunsunlust, gelb-schmierig verklebtes Kloakengefieder.

Eine Behandlung mit Antibiotika sowie eine operative Entfernung des gesamten Legeapparates sind in einem frühen Stadium der Erkrankung erfolgversprechend.

 

Eine peinliche Hygiene im Stall, und insbesondere im Legenest, ist von entscheidender Bedeutung bei der Prävention dieser Erkrankung. 

 

Eine genetische Disposition bestimmter Rassen für Erkrankungen des Legeapparates gibt es nicht.

Jedoch werden Hennen, die wie Legehybriden viele und große Eier legen müssen, vermutlich eher erkranken, als Rassehühner mit geringer Legeleistung und rassebedingt kleineren Eiern.