Cestodenbefall beim Geflügel

Cestoden (Bandwürmer) sind eine Klasse der Plattwürmer (Plathelminthes) und zählen zu den Endoparasiten des Geflügels, die für diese den Endwirt darstellen.

 

Cestoden parasitieren im Dünndarm und werden über Zwischenwirte wie Schnecken, Regenwürmer, Fliegen, Ameisen und Käfe übertragen.

Anzeichen eines starken Befalles mit Cestoden sind Abmagerung, Diarrhoe, Anämie, ZNS-Störungen (selten).

Am anfälligsten sind Jungtiere bis zu einem Alter von ein paar Wochen.

 

 

Dabei kann Geflügel von verschiedenen Bandwurmarten befallen werden.

Dazu zählen Cestoden der Familien:

  1. Davaineidae (u.a. Davainea proglottina, mit einer Länge von 1,4 - 5 mm, der von Nacktschnecken als Zwischenwirt übertragen wird, sowie Raillietina tetragona, mit einer Länge von 10 - 25 cm, der von Fliegen und Ameisen übertragen wird)
  2. Dilepididae (u.a. Choanotaenia infundibulum, mit einer Länge von bis zu 23 cm, der von Fliegen, Käfern und Heuschrecken übertragen wird, sowie Amoebotaenia cuneata, mit einer Länge von 2-4 mm, der von Regenwürmern übertragen wird)
  3. Hymenolepodidae (u.a. Echinolepis carioca, mit einer Länge von 3 - 8 cm, der von Käfern übertragen wird)

Hühner werden somit von Bandwurmarten von wenigen mm Länge bis hin zu mehreren cm Länge befallen.

Gravide Proglottiden eines Bandwurms.

Diese Proglottiden können sich selbständig bewegen und zusammenziehen, so dass sie wie kleine transparente Kügelchen aussehen.

 

 

 

 

 

Dieses Foto wurde mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Kot mit einem Bandwurm, der 2 Tage nach einer Behandlung mit 2 Tropen Droncit Spot On ausgeschieden wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Foto wurde mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Anatomie und Physiologie des Bandwurms:

Bandwürmer bestehen aus einem Kopf (Scolex) und vielen, durch eine äußerlich sichtbare Querfurche voneinander getrennten Proglottiden ( Bandwurmgliedern), in denen die geschlechtliche (generative) Vermehrung stattfindet, und die in ihrer Gesamtheit die Bandwurmkette (Strobila) bilden. Cestoden sind zweigeschlechtlich, es kommt auch zur Selbstbefruchtung.

 

In jeder dieser Proglottiden befinden sich weibliche Geschlechtsapparate (mit Ovarium, Dotterstock (Vitellarium), Ootyp, Begattungsgang und Uterus) und männliche Geschlechtsapparate (mit Hoden, Ausführungsgängen und Samenleiter), die sich zurückbilden, sobald der Uterus mit Eiern gefüllt ist.

Außerdem enthalten die Proglottiden Nervenstränge und  Protonephridialzellen als Ausscheidungsorgane.

Die mit Eiern gefüllten Proglottiden lösen sie sich am Ende des Bandwurms durch Abschnürung ab, während hinter dem Kopf weitere Glieder heranwachsen. In jedem dieser Eipakete innerhalb der Proglottide befinden sich 1500 - 2000 Eier. Diese werden mit dem Kot des Wirtes ausgeschieden.

 

Die Cestoden benötigen in ihrer Entwicklung Zwischenwirte wie Schnecken, Regenwürmer und Insekten, die die Eier von den Cestoden aufnehmen, die der Endwirt (das Huhn) ausgeschieden hat. In einem Zeitraum von 9 Tagen bis zu 6 Wochen entwickeln sich in den Zwischenwirten Cysticercoide (infektiöse zweite Larvenstadien der Bandwürmer).

Durch Aufnahme infizierter Zwischenwirte gelangen diese wieder in ihren Endwirt und entwickeln sich dort zum ausgewachsenen Bandwurm, der sich durch Saugnäpfe oder einen Hakenkranz im Darm des Huhnes festsaugt und Nährstoffe aus dem Darm des Huhnes direkt durch die Haut aufnimmt.

Im Allgemeinen verursachen die Bandwürmer keine großen Veränderungen an der Darmschleimhaut, ein massiver Befall führt aber zu Durchfall und Leistungsschwäche.

 

Anhand der ausgeschiedenen graviden Proglottiden und der darin enthaltenen Eipakete lässt sich die Bandwurmart identifizieren.

 

Therapie:

Zur Behandlung geeignete Wirkstoffe sind (als Mittel der Wahl) Praziquantel (Droncit® Spot-on 40 mg/ml, Lösung zum Auftropfen auf die Haut) oder Benzimidazolhaltige Präparate.

 

Die Behandlung sollte ausschließlich durch einen Tierarzt erfolgen, der auch Auskunft gibt, welches das geeignete Medikament ist, und ob es Wartezeiten / Behandlungsbeschränkungen zu beachten gibt.

 

Vorbeugend sollte der Kontakt zu den Zwischenwirten unterbunden werden und für eine gute Hygiene in Stall und Auslauf gesorgt werden.