Vielleicht ist es dem einen oder anderen schon einmal aufgefallen, dass auch Hühnern 'Haare' haben.
Doch warum haben Hühner Haare haben, und warum sind diese wichtig?
Die Fadenfedern, lat. Filoplumae, werden auch Haarfedern genannt, und verfügen über einen eigenen, reichlich innervierten Federfollikel.
Sie bestehen aus einem langen, haardünnen, nackten Federschaft, und werden daher auch 'Haarfedern' genannt.
Sie sind einer Konturfeder zugeordnet, zumeist länger als diese, und dienen der Propriozeption der Federstellung und melden Unordnung in der Lage der Konturfedern. Sie registrieren dabei vornehmlich die seitliche Auslenkungen der Konturfedern und zeigen Störungen im Gefieder an.
Doch warum benötigt nun ein Huhn diese Haarfedern?
Gewöhnliche Federn sind, solange sie noch nicht komplett ausgebildet sind, und sich im Wachstum befinden, gut durchblutet und innerviert. Das kann man dann erkennen, wenn eine solche Feder einmal abbricht. Denn dann blutet es. Solange der Federkiel noch durchblutet wird, nennt man ihn auch Blutkiel.
Ist die Feder aber erst einmal ausgereift, ist es nur noch eine leblose Struktur aus Keratin.
Die Entwicklung der Federn.
Die Entwicklung der Federn beginnt sehr früh, so werden die Federanlagen schon ab dem 5. Lebenstag im Ei entwickelt.
Aus der Epidermis wachsen Zapfen, die sich später in die Haut einsenken und die Follikel oder Federbälge bilden.
Sind diese fertig, bestehen sie aus einem zentralen Zapfen, der Papille, die von Epidermis umhüllt ist.
Die Zellteilungen, aus denen die Feder hervorgeht, finden an der Basis des Follikels statt, der Bildungszone (Epidermiskragen).
Das bedeutet, dass die am weitesten differenzierten Teile der wachsenden Feder am distalen Ende / oben liegen.
Die oberste Zellschicht der Epidermis teilt sich nach außen hin und verhornt, d. h. die Zellen keratinisieren und sterben ab.
Dadurch wird eine Schutzhülle um die Papille gebildet, die Federscheide.
Diese ist zunächst distal geschlossen, die Federäste liegen zu diesem Zeitpunkt noch darin.
Die Feder wird in der typischen Form mit einem Schaft und den Seitenästen gebildet, wobei allerdings erst spiralig die Seitenäste am Rand der Bildungszone gebildet werden und diese danach zentral zum Schaft verschmelzen.
Die Federscheide schützt auch später den unteren Teil der Rhachis mit Seitenästen und die gut durchblutete Bildungszone.
Die Federscheide wird auch als Blutkiel bezeichnet, da bei Verletzungen Blut austritt, solange das Federwachstum nicht abgeschlossen ist.
Die genetische Steuerung der Ausbildung der Federn erfolgt durch zwei Gene, die bei Wirbeltieren allgemein als Signalgeber für das Wachstum von Gliedmaßen, Fingern und Hautstrukturen wirken. Dabei handelt es sich um die Gene Shh (Sonic hedgehog) und Bmp2 (Bone morphogenetic protein 2) sowie die dazugehörenden Proteine. Shh regt dabei die Zellteilung der Keratinozyten an, während Bmp2 die Differenzierung der Zellen steuert und die Regulation des Wachstums übernimmt. Durch die Konzentrationsverteilung der beiden Proteine wird außerdem die Ober- und die Unterseite der Feder festgelegt.
Federn werden regelmäßig erneuert in der Periode der Mauser. Während der Mauser wachsen neue Federn aus den gleichen Follikeln, aus denen die alten ausgefallen waren. Dabei ist dieselbe Bildungszone wieder aktiv.
Doch was ist nun das besondere an den Haarfedern?
Die Haarfedern sind ein weiteres SINNESORGAN der Hühner, sie dienen der Propriozeption der Federstellung und melden dem Huhn eine Unordnung in der Lage der Konturfedern.
Unter Propriozeption oder Propriorezeption versteht man die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum oder der Lage einzelner Körperteile zueinander. Es handelt sich somit um eine Eigenempfindung.
Hühner erbringen wahre Meisterleistungen mit Hilfe ihrer Sinnesorgane.
Die Sinnesleistungen der Hühner sind bestmöglich an ihr Leben angepasst: so verfügen Hühner über einen Seh-, Geruchs-, Geschmacks-, Gehör-, Gleichgewichts- und einen Tastsinn in ihrem Schnabel, mit dem das Futter 'untersucht' werden kann.
Weitere 'Spezial'sinne der Hühner sind die Vibrationsorgane, der Inklinationskompass sowie die Propriozeption mit Hilfe der Haarfedern.
Die Vibrationsorgane sind überall auf der Haut, jedoch vermehrt an den Beinen zu finden. Mit ihrer Hilfe nimmt das Huhn Schwingungen des Bodens und der Luft wahr.
Der innere Kompass (Inklinationskompass) ist eine Art magnetischer Richtungssinn, der auf die Neigung des Erdmagnetfeldes zur Erdoberfläche reagiert und so zwischen polwärts und äquatorwärts unterscheidet.
Der Inklinationskompass sowie seine Lichtabhängigkeit lässt sich mit Hilfe von magnetisch empfindlichen Molekülen, den Cryptochromen, im Auge erklären. Cryptochrome sind Photorezeptorsignalproteine für blaues Licht.