Heute wollen wir einmal mit ein paar Impfmythen aufräumen.
Hartnäckig kursieren in Halter- und Züchterkreisen Aussagen zu Impfungen, die nicht immer den Tatsachen entsprechen, nicht nur von Impfgegnern.
Impfmythen - und was wirklich dran ist.
# ‚Geimpften Hühner stellen eine Gefahr für ungeimpfte Tiere dar.‘
In Ausnahmefällen ist das möglich bei einigen Impfungen (ILT Augentropf, ND) aber nur im Zeitraum bis zu drei Wochen nach der Impfung, und nur bei Lebendimpfstoffen.
Bei der Passage durch den Körper KÖNNEN diese Impfstoffe virulent werden.
Das bedeutet aber nicht, dass das immer der Fall ist.
Daher sollte auch immer der gesamte Bestand immunisiert werden, und die Tiere in einem Zeitraum von drei Wochen nach der Impfung nicht den Bestand wechseln oder ausgestellt werden.
Impfstoffe die mit der Nadel geimpft werden sind Totimpfstoffe und stellen keinerlei Gefahr dar.
# ‚Eine Impfung schützt zu 100 %.‘
Falsch!
Das ist so nicht ganz richtig. Die meisten Impfungen erreichen einen Impfschutz von 70 % und mehr.
Je mehr Tiere geimpft sind, desto besser ist die Herden Immunität.
Einen 100 %igen, absoluten Impfschutz gibt es bei keinem Impfstoff.
Daher ist es wichtig, den richtigen Impfzeitpunkt zu bestimmen.
Verfügen die Küken zum Beispiel nach dem Schlupf noch über maternale Antikörper (hoher AK Titer), fällt die Immunantwort schwächer aus, und der Impfschutz ist nicht gegeben. Möglich ist das z.B. bei Gumboro.
In diesem Falle sollte eine Wiederholungsimpfung nach zwei Wochen stattfinden.
#‚Angebrochene Impfstoff kann man portionieren und einfrieren.‘
Falsch!
Der Impfstoff sollte nach Anbruch innerhalb von 2 Stunden verwendet werden. Danach nimmt die Wirksamkeit drastisch ab. Ein einmal angebrochener und danach eingefrorener Impfstoff ist wirkungslos.
Ausnahme:
Einzig der Impfstoff gegen Kokzidien (Paracox 8 ) kann nach Öffnen der Packung länger verwendet werden, da die Oocysten in einer Suspension vorliegen.
Voraussetzung ist eine hygienische einwandfreie Entnahme mit einer sterilen großlumigen Kanüle und der dichte Verschluss des Beutels nach der Entnahme, sowie eine ununterbrochene Kühlkette.
Eingefroren werden darf Paracox 8 nicht, dass würde ihn umgehend deaktivieren.
#‚Wenn ich einmal gegen Marek impfe muss ich immer gegen Marek impfen.‘
Falsch!
Generell sollte man seine Tiere immer gegen Marek impfen, da das Marekvirus ubiquitär ist, d.h. es kommt überall in der Umwelt vor.
Je jünger die Küken sind desto empfänglicher sind sie für das Virus.
Sie infizieren sich zumeist in den ersten Lebenstagen, die Krankheit bricht allerdings erst wesentlich später aus.
Geimpfte Tiere sind gegen das Virus geschützt, ungeimpfte nicht.
#‚Meine Tiere sind nicht gegen Marek geimpft.
Daher kann ich keine geimpften Tiere in meinen Bestand holen, denn sie infizieren meine Tiere mit Marek.‘
Falsch!
Sowohl ungeimpfte als auch geimpfte Tiere können sich infizieren und das Virus weiter übertragen.
Einzig geimpfte Tiere bilden keine Symptome aus.
Wichtig:
Nach der Impfung sollten die Küken für 21-28 Tage keinen Kontakt zum Feldvirus bekommen, da sie nach der Impfung in diesem Zeitraum besonders empfänglich für das Virus sind, da das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern beschäftigt ist.
Käme es dann zu einer Infektion mit dem Feldvirus wäre das fatal.
Daher sollten frisch geimpfte Küken keinen Kontakt mit Alttieren haben oder draußen herumlaufen.
#‚Soll ich meine Naturbrutküken gegen Marek impfen?‘
Die Meinungen gehen da auseinander.
Unter der Prämisse, dass geimpfte Küken keinen Kontakt zu Alttieren haben oder draußen herumlaufen sollen müsste man diese Frage klar mit NEIN beantworten.
Einige Tierärzte impfen aber auch die Küken aus Naturbrut.
In diesem Fall hofft man, dass die Ausbildung der Immunität vor einer Infektion mit dem Feldvirus stattfindet.
#‚Die MarekImpfung schützt auch gegen das Leukose Virus.‘
Diese Antwort ist zum Teil richtig.
Die Marek Impfung kann unspezifisch gegen Leukose schützen, da sie zum Schutz der Thymusdrüse, und somit zur Erhaltung der von dort gesteuerten zellgebundenen Immunität führt.
#‚Impfungen schützen nicht langfristig und müssen ständig wiederholt werden.‘
Es kommt auf den Impfstoff an, ob eine Impfung wiederholt werden muss.
Die ein- (oder bei hohem Keimdruck zweimalige) Impfung gegen Marek schützt lebenslänglich.
Ebenso die Impfung gegen ILT (einmal zusammen mit der Impfung gegen Marek, evt. eine Auffrischimpfung mit ILT Augentropf).
Andere Impfungen wie die Pflichtimpfung gegen ND müssen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.
Der Gesetzgeber fordert bei ND eine 3 monatige Auffrischimpfung über das Trinkwasser, der Hersteller empfiehlt für einen adäquaten Impfschutz die Impfung über das Trinkwasser alle 4-6 Wochen.
Alternativ kann ND nach der Grundimmunisierung über das Trinkwasser einmal jährlich mit der Nadel geimpft werden.
#‚Eine Krankheiten durchzumachen schützt besser als eine Impfung.‘
Falsch!
Zumeist ist es so, dass die Tiere nach einer überstandenen, durchgemachten Infektion (zum Beispiel ILT) für einen langen Zeitraum zum Dauerausscheider werden, und somit eine Gefahr für nachfolgende Generationen darstellen.
Nach einer Infektion mit Feldoozysten (Kokzidiose) kann die Darmschleimhaut so stark geschädigt werden, dass die Tiere sich davon nie wieder richtig erholen, auch wenn sie die Infektion überstanden haben.
Wiederum andere Infektionen enden immer tödlich, es gibt keine Heilung oder Therapie (ND).
'‚Die Küken bekommt von der Henne Abwehrstoffe, dieser natürliche Schutz ist ausreichend.‘
Falsch!
Tatsächlich überträgt die Henne schützende Antikörper über das Ei auf das Küken.
Das nennt man maternale Antikörper.
Allerdings nur, wenn sie selber geimpft war oder die Infektion durchgemacht und überlebt hat. Die Konzentration der Antikörper ist zumeist aber nicht ausreichend für einen belastbaren Impfschutz.
Dieser Nestschutz wirkt auch nur in den ersten Lebenstagen.
Einen Impfschutz ersetzt das auf keinen Fall.
#‚Zu viele Impfungen überlasten das Immunsystem.‘
Falsch!
Bei den modernen Impfstoffen und Kombiimpfungen werden nur sehr wenige Antigene und meistens nur einzelne Fragmente der Erreger übertragen. So wird zum Beispiel nur ein Fragment des ILT Virus zusammen mit der Marekimpfung bei der Nadelimpfung verabreicht.
Erst durch den Marek Bestandteil wird die ILT Impfung aktiviert.
Tatsächlich wird das Immunsystem der Küken täglich mit einer viel größeren Menge von Antigenen konfrontiert, als bei einer Impfung.
Natürlich muss man nicht gegen alles impfen was möglich ist.
Der Impfplan sollte zusammen mit dem betreuenden Tierarzt entwickelt werden, angepasst an Standort, Haltungsform, Immunstatus, Infektionsdruck und Rasse, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben.
#‚Impfungen verursachen die Erkrankungen, gegen die sie schützen sollen.‘
Ein Lebendimpfstoff wie ILT als Augentropf kann tatsächlich krankheitsähnliche Symptome hervorrufen.
Dabei entzündet sich das Auge, in das der Impfstoff eingebracht wurde, und es kann sogar komplett zuschwellen.
Je älter das Tier zum Zeitpunkt der Impfung ist, desto stärker fallen die Symptome aus. Das liegt an einer möglichen Vorinfektionen mit Mycoplasmen, die die Impfreaktion deutlich stärker ausfallen lässt.
Jedoch klingt das in der Regel schnell wieder ab und geht mit der Ausbildung einer guten Immunität gegen ILT einher.
Auch die Impfung gegen ND über das Trinkwasser kann leichte oder auch stärker ausgeprägte respiratorische Symptome hervorrufen, vor allem nach vorangegangener Mycoplasmen Infektion.
Impfstoffe mit abgetötete Erreger(-Bestandteilen) rufen hingegen keine Krankheitssymptome hervor.
Lediglich eine leichte Rötung oder Schwellung an der Injektionsstelle ist möglich.
#‚Viele Impfungen enthalten giftige Zusatzstoffe.‘
Einige wenige Impfstoffen (vor allem die zur Nadelimpfung) enthalten sehr geringe Dosen von Formaldehyd, Aluminium, Phenol oder Quecksilber zur Konservierung des Impfstoffes oder zur Inaktivierung der Virenbestandteile, weit unterhalb toxikologischer Grenzwerte und natürlicher Aufnahmemengen.
#‚Impfungen sind die Ursache für spätere Tumoren oder Krebserkrankungen.'
Falsch!
Dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte.
#‚Die meisten Krankheiten, gegen die geimpft wird, treten in Deutschland gar nicht mehr auf.‘
Falsch!
Einige Infektionen wie ND kommen dank konsequenter flächendeckender Impfungen seit vielen Jahren in Deutschland nicht mehr vor.
Jedoch ist jederzeit eine Einschleppung aus dem angrenzenden Ausland, wo es immer noch Ausbrüche dieser Erkrankungen gibt, möglich.
Daher zählt ND, eine der gefürchtetesten Seuchen beim Geflügel, zu den Pflichtimpfungen.
Die meisten anderen Infektionen beim Geflügel konnten bislang nicht zurückgedrängt werden, und treten immer noch in regelmäßigen Abständen auf. Flächendeckende Impfungen könnten auch diese Krankheitsausbrüche verringern.
#‚Impfungen sind unnötig, man kann die Krankheiten doch mit Antibiotika behandelt.‘
Falsch!
Impfungen schützen nämlich nicht nur vor Bakterien, sondern auch vor Viren, und diese sind einer Behandlung mit Antibiotika nicht zugänglich.
Die Impfung verhindert nicht die Infektion mit dem Virus, aber die Ausbildung von Symptomen oder sie mildert zumindest den Verlauf der Erkrankung deutlich.
Nur bakterielle Erkrankungen oder bakterielle Sekundärinfektionen bei viralen Erkrankungen sprechen auf eine antibiotische Behandlung an.
Bei einer Infektion mit Kokzidien gibt es neben der Impfung auch eine Therapie mit Antibiotika.
Jedoch erweisen sich die meisten Antibiotika mittlerweile als wirkungslos. Daher ist eine Impfung der bei weitem elegantere Weg, die Tiere sicher und dauerhaft, bis zum Einsetzen der Altersimmunität, zu schützen.
#'Es gibt keinen Nachweis für die Wirksamkeit von Impfungen.'
Falsch!
Impfstoffe sind abgetötete oder abgeschwächte Krankheitserreger oder Fragmente davon.
Sie rufen keine Erkrankung hervor, sondern provozieren den Körper zur Bildung von Abwehrstoffen (Antikörpern) gegen die Keime. Kommt ein geimpftes Tier später mit den echten Erregern in Kontakt, wehren die durch die Impfung gebildeten Antikörper die Erreger ab.
Der beste Beweis für die Wirksamkeit einer Impfung sind gesunde Tiere, die auch nach Kontakt mit Keimen oder erkrankten Tieren nicht erkranken.