Schautier oder Zuchttier

Ist ein mit u 0 bewertetes Tier für die Zucht unbrauchbar, und ein v 97 Tier das ideale Zuchttier? 

 

Viele Züchter, die ein Schau besuchen, um sich dort Ausstellungstiere für ihre Zucht zu kaufen, schauen zuerst auf die Note im Katalog, und wählen anhand dessen das Tier aus das sie kaufen.

 

Warum das ein Fehler sein kann, erklären wir in diesem Blogbeitrag.

Der Rassestandard gibt das Zuchtziel für jede Rasse vor. Die Ausstellungen dienen dabei als Zuchtstandsvergleich.

Anhand der ausgestellten Tiere kann man sehen, wie nah die Tiere dem geforderten Rassestandard kommen, und wie viel Zuchtarbeit noch erforderlich ist.

 

Voraussetzung sollte natürlich sein, dass das Tier, das man ausstellt, gesund, gepflegt und 'fertig' (ausgewachsen) ist, im Idealfall also voll in der Blüte steht, und dass man es vor der Schau auch vorbereitet hat, sprich, gebadet und an einen Schaukäfig gewöhnt hat. Denn das gehört auch zu einer guten Zucht, dass man den idealen Schlupfzeitpunkt berechnet, dass das Tier zum Schauzeitpunkt auch fertig ist.

Welche Bewertungsnoten gibt es?

Bewertungsnote Erklärung
 v 97 vorzüglich Überragender Gesamteindruck, das bestmöglich züchterisch Erreichbare.
hv 96 hervorragend Bis auf einen kleinen Wunsch den Forderungen von v 97 entsprechend.
sg 93-95 sehr gut Sämtliche typische Rassemerkmale sind in hohem Masse vorhanden, das Gesamtbild des Tieres ist eindrucksvoll und harmonisch, kein Mangel ist feststellbar.
g 91-92 gut Tiere mit kleinen Mängeln, jedoch ohne grobe Fehler in der Form oder einem anderen Hauptrassemerkmal.
b 90 befriedigend Trotz festgestellter Fehler zeigt das Tier einen befriedigenden Gesamteindruck und scheint für die Zucht noch brauchbar.
u 0 ungenügend

Tiere ohne erkennbaren Rasse- oder Zuchtwert, offensichtliche Kreuzungsprodukte, Vorhandensein eines Ausschlussfehlers. 

o.B. ohne Bewertung / Schutznote

Tiere ohne Ring oder mit zu großem Ring, älterem als dem zugelassenen Jahrgang, ungepflegte Tiere mit Ungezieferbefall, schlecht entwickelte Tiere, kranke Tiere, unter- oder überbesetzter Stämme und Volieren, gekennzeichnete Tiere.

u.M. unnatürliches Merkmal

physikalische, chemische, medizinische Einwirkung am Tier oder manipulierter (offener) Ring , mit dem Ziel den Preisrichter zu täuschen

 

n.a. nicht anerkannt Noch nicht anerkannte Rassen bzw. Farbenschläge in der allgemeinen Klasse.
f.Kl. falsche Klasse Hahn statt Henne, Alttier statt Jungtier, Jugendring statt Bundesring
leer Das Tier fehlt im Käfig zum Zeitpunkt der Bewertung

 

Die Bewertung eines Tieres auf einer Schau ist eine Momentaufnahme in einem Schönheitswettbewerb, und wird vom Zuchtstand der Rasse und den anderen Tieren der gleichen Rasse, die auch ausgestellt werden, mitbestimmt.

Sie ist, mit Ausnahme von Ausschlussfehlern, kein objektiver Wert, und unterliegt vielen Einflüssen, nicht zuletzt auch dem Geschmack des Preisrichters, der die Tiere bewertet.

So kann ein und das selbe Tier auf mehreren Schauen durchaus völlig unterschiedlich bewertet werden.

 

Stehen mehrere absolut gleichwertige Tiere auf einer Schau, wird oftmals eines der Tiere in der Bewertung hervorgehoben und mit einem besonderen Preis bedacht. Niemals werden dann alle Tiere die Höchstnote bekommen, auch wenn alle Tiere von der Qualität absolut identisch sind.

 

Eine Schaunote sollte niemals darüber entscheiden, ob man ein Tier für die Zucht verwendet oder nicht, außer gravierende objektive Fehler führen zu einem sog. 'Zuchtausschluss' und in der Bewertung zu einem u 0.

Dazu zählen beim Dt. Lachshuhn:

  • Missbildungen des Skelettes und den Gefieders wie ein krummer oder schiefer Rücken, Fischrücken, stark S-förmig verkrümmtes Brustbein, krumme Zehen, Fehlen der Zehennägel, Entenfüße, Flügellücke, ständig unter den Armen getragene Handschwingen, schiefer Schwanz, horizontale Stellung mehrerer Steuerfedern oder der grossen Schwanzdeckfedern, Scherenflügel, Kreuzschnabel.
  • eine Verkrümmung der Außenzehe oder fehlender Zehennägel an derselben ist bei Rassen mit starker Fussbefiederung nicht zu bestrafen.
  • Kammfehler wie eine andere als im Standard geforderte Kammform, Doppelzacken oder Nebenzacken. 
  • Andere als im Standard geforderte Augenfarbe, zweierlei Augenfarbe, Pupillenveränderungen.
  • Fehlende Sporen oder falsch angesetzte Sporen bei Hähnen,  Sporenbildung bei Hennen.
  • Andere als im Standard geforderte Lauffarbe.  

Andere Faktoren hingegen können situationsbedingt die Note beeinflussen, wie zum Beispiel ein abgefressener Bart oder abgepickte Zehenbefiederung, eine geworfene Handschwinge oder Schwanzsichel oder auch Mängel in der Pflege. Wenn es aufgrund dieser Tatsache zu einem u 0 gekommen ist, kann das Tier, wenn ansonsten alles perfekt ist, auf der nächsten Schau, wenn der Mangel nicht mehr vorhanden ist, sogar ein v97 erreichen.

 

Daher sollte man nicht nur auf die Note schauen, sondern sich die Bewertungskarte einmal ganz durchlesen. Denn zumeist begründet der Preisrichter seine Entscheidung dort.

 

Ob das Tier letztendlich in die eingene Zucht passt, also einen hohen persönlichen Zuchtwert hat, ist nicht zuletzt auch abhängig von den Tieren die man schon besitzt.

 

So muss ein gutes Schautier noch lange kein gutes oder geeignetes Zuchttier für die eigene Zucht sein, im Umkehrschluss kann ein Schautier mit einer schlechten Note einen hohen Zuchtwert haben, und die ideale Wahl für die eigenen Zucht sein, wenn man berücksichtigt, dass es in der Zucht vor allem auf eine ausgleichende Verpaarung ankommt.