Das Aszites-Syndrom beim Geflügel

Bei der Bauchwassersucht (Aszites-Syndrom) sammelt sich proteinhaltige Flüssigkeit in der Bauchhöhle an. 

Durch die Punktion von Bauchwasser bei chronisch entzündlichen oder  unheilbaren tumorösen Erkrankungen des Legeapparates oder bei Herzerkrankungen kann man das Leben des Huhnes deutlich erleichtern, letztendlich aber nur kurzfristig verlängern.

Es handelt sich daher um eine rein palliative Therapie, eine Heilung ist allein durch das Abziehen des der Flüssigkeit nicht möglich.

 

 

Bei der Bauchwassersucht (Aszites-Syndrom) handelt es sich um eine pathologische Ansammlung freier, meist klarer, seröser Flüssigkeit in der Bauchhöhle.

Neben infektiösen Ursachen des Aszites aufgrund von Bakterien, Viren oder Parasiten mit den Krankheitsbildern Legedarmentzündung, Eileiterentzündung (Salpingitis) oder Bauchfellentzündung (Peritonitis) kann es auch zu einer Bauchwassersucht (Hydrops ascites) infolge einer Schädigung der Herzmuskulatur, durch tumoröse oder durch bindegewebige Zubildungen der Leber aufgrund einer Leberverfettung (Fatty Liver Disease) kommen.

 

Bei Hybridhennen aus Hochleistungslegelinien führen zumeist Entzündungen des Legeapparates wie Eileiterentzündungen und Legedarmentzündungen, aber auch Tumore des Legeapparates oder eine Erschlaffung des Eileiters mit Ovulation die in Bauchhöhle und nachfolgender Bauchfellentzündung zum Aszites.

 

Exsudativer oder transsudativer Aszites als Indikator für die Prognose?

Aszites mit einem hohem Proteingehalt ≥ 25 g/l deutet auf ein Exsudat hin, was für einen malignen Aszites oder eine Infektion spricht, während Aszites mit einem niedrigen Proteingehalt < 25 g/l auf ein Transsudat, also durch Epithelien hindurchtretende sowie aus Gefäßen austretende nicht entzündlich bedingte Körperflüssigkeiten hindeutet, was für einen benignen Aszites spricht.

Kausalität von Fütterungsfehlern und Leberverfettung (Fatty Liver Disease, Fettleber-Syndrom, FLS, Hepatische Lipidose)

Die Leberverfettung ist eine Stoffwechselstörung, die vor allem bei Legehennen im Zusammenhang mit einer hohen Legeleistung, aber auch zum Ende der Legeperiode auftritt.

Zu den Ursachen der Leberverfettung bei adulten Tieren zählen eine unausgeglichene, dem Entwicklungsstand und der Legeleistung der Tiere nicht angepasste Fütterung in Verbindung mit Bewegungsmangel.

Eine einseitige Fütterung mit zu viel Kohlenhydraten in Form von Körnern forciert die Verfettung von Leber und Nieren, führt zum Ascites, zu einem rapiden Rückgang der Legeleistung und plötzlichen Todesfällen durch Leberruptur. Toxische Substanzen und Sauerstoffmangel durch eine schlechte Belüftung des Stalls sind weitere Faktoren, die die erhöhte Fettablagerung in den Leberzellen und damit das Auftreten der Leberverfettung verstärken.

Bei hohen Legeleistungen können gerade Junghennen ihre Futteraufnahme nicht angemessen adaptieren und nehmen zu wenig Futter auf, um den Energiebedarf und auch alle wichtigen Nährstoffen für die Eiproduktion zu decken. Eine Legehybride kann aus 2 kg Futter 1 kg Ei erzeugen, ein Rassehuhn einer alten Rasse wie die Lachshühner, benötigt dazu 4 - 5 kg.

Werden dann ausschließlich oder überwiegend Körner gefüttert, wandelt der Körper die überschüssigen Kohlenhydrate in der Leber in Fett um und speichert das Fett in der Leber. Es kommt zum Fettlebersyndrom (Hepatische Lipidose) mit einem plötzlichem Legeleistungsrückgang. Bei den übergewichtigen Tiere kommt es zu einer Zunahme von Bauchfett, blassen Kämmen und Kehllappen und gelegentlich kommt es zum Ikterus (Gelbsucht) und die Mortalität der Herde steigt.

Indessen sinkt zum Ende des Legezyklus der Energiebedarf der Hennen wieder. Wird die Futterration dann nicht reduziert, werden die Kohlenhydrate ebenfalls in Form von Fett in der Leber gespeichert.

Durch eine an den Legezyklus angepasste Fütterung sowie durch ein gutes Stallklima mit viel Bewegung an der frischen Luft kann man der Leberverfettung in einem gewissen Rahmen vorbeugen, aufgrund der Aktivität der Östrogene lässt sich diese Symptomatik bei legenden Hennen jedoch nicht gänzlich verhindern.

Masthühner findet man zumeist in der Landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und nur selten für die Selbstversorgung in der Hobbyhaltung. Sie benötigten große Mengen an Sauerstoff aufgrund ihrer genetischen Veranlagung für schnelles Muskelwachstum. Zu hohe Kohlendioxid-Konzentrationen und zu niedrige Stalltemperaturen in den ersten Lebenstagen führen bereits zu einer Überlastung des Herzmuskels, und zu einem latenten Aszites, der sich aber erst mit zunehmendem Lebensalter zeigt. In der letzten Woche der Mast wachsen besonders die Brustmuskeln schnell, Hähne nehmen bis zu 100 Gramm und Hennen bis zu 80 Gramm pro Tag zu, bei einer täglichen Futteraufnahme von ca. 200 Gramm. Das größte Problem ist jetzt neben der Überbelegung der Ställe, die an sich schon eine Wärmeabgabe der einzelnen Tiere erschwert, die mit dem schnellen Muskelwachstum einhergehende Überhitzung der Tiere, die dann ihre Wärme nicht mehr richtig abgeben können. 

Auch die Einstreu gibt große Mengen an Wärme ab. Die Kombination von Einstreu und dem Kot-Harn-Gemisch der Hühner führt durch Verstoffwechselung der organischen Substanz durch Mikroorganismen zu einer zusätzlichen Erwärmung im Stall. Hohe Stalltemperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit führen zu weiterem Hitzestress. Steigt die Körpertemperatur der Tiere über 42°C, führt das zum Herzversagen.

Die Ammoniakbelastung steigt mit zunehmender Standdauer der Einstreu, was zu Atemproblemen und Infektionen und in der Folge zu entzündetem Gewebe, welches die Atemwege verengt, führen kann. 

Daher muss der Stall immer gut belüftet werden, im Sommer auch durch Luftbewegung, der Kohlendioxid-Gehalt im Stall darf 3.000 ppm auf Schnabelhöhe der Tiere nicht übersteigen. Die Einstreu muss regelmäßiges aufgelockert oder noch besser erneuert werden.

Ist eine adäquate Sauerstoffversorgung der rasch wachsenden Muskelmasse nicht gewährleistet, kommt es aufgrund der stark erhöhten Pumpleistung zu einer chronischen Überlastung und in der Folge zur Vergrößerung des Herzens mit einer mit Verdickung der Herzwand und zu einer Schädigung des Herzmuskels in Form einer  Rechtsherzinsuffiziens (Herzschwäche) und zu einem Versagen des venösen Systems, welches für den Abtransport des Blutes aus der Leber zuständig ist. Das führt zu einem massiven Rückstau von Blut innerhalb der Leber (Leberstauungen), Bluthochdruck der Pfortader (portale Hypertonie) und das Blut wird dickflüssiger, da Flüssigkeit aus den Gefäßen gepresst wird. Es kommt zur Ansammlung von Wasser in der Bauchhöhle (Aszites), und je mehr Flüssigkeit sich in der Bauchhöhle sammelt, umso stärker wird die Atmung beeinträchtigt, was letztendlich zum Tod des Tieres durch Ersticken führt.